Selbstständigkeit: kleiner Ratgeber mit Tipps und Tricks

Hier findest du einen kleinen Ratgeber, der sich sowohl mit den Risiken und Nebenwirkungen einer Selbstständigkeit als auch verschiedenen Tipps und Tricks zur Gründung dreht. Dieser Beitrag ist ein Kapitel des Buches minimalistische Balance von Anders Benson. Mehr Informationen und viele Bezugsquellen findest du >>> hier (Übersichtsseite zu minimalistische Balance: Ausgeglichenheit und Zufriedenheit durch weniger Stress, weniger Dinge, mehr Geld, mehr Zeit)

Inhalt:

Selbstständigkeit oder Berufseinstieg für Arbeitstiere.

Als Kinder und Jugendliche bekommen wir gepredigt, dass man werden kann, was man will. Verrückte Berufswünsche werden zwar belächelt, träumen ist trotzdem gestattet.

Rückt der Berufseinstieg näher, folgt ein undankbares Friss-oder-Stirb. Entweder du wählst nach dem Schulabschluss jetzt sofort ein Studienfach oder eine Ausbildung! Andernfalls wirst du für den Rest deines Lebens ein Versager sein, wird suggeriert. Mit einer unfertigen Persönlichkeit wird man ins kalte Wasser der Erwerbstätigkeit geworfen.

Als Erwachsener, wenn man so langsam zu sich selbst findet, muss man mit den Konsequenzen der jugendlichen Leichtsinnigkeit leben. Man wollte nie jeden Tag diese Tätigkeiten erledigen und täglich Rapport abliefern. Man wollte nie von seinem Chef angemeckert werden. Man wollte nie mehr arbeiten als der Kollege, aber weniger verdienen.

Es muss daher auch mal klar gestellt werden, dass wir durch die längere Lebenszeit nicht nur mehr Arbeitsjahre buckeln müssen. Abstecher bei der beruflichen Laufbahn werden immer unwesentlicher, weil die Reise so lange ist. Über Jahrzehnte die gleichen Arbeitsabläufe zu erleiden, ist schwierig. Ein Mensch muss sich hin und wieder weiterentwickeln. Ständige Stagnation ist unnatürlich, sieht man ja an der fortlaufenden Evolution.

Ein Risiko eingehen kann der richtige Weg sein, um zum persönlichen Glück und ausgeglichenen Leben zu finden. Selbstständigkeit kann die nächste Stufe deiner Entwicklung sein, wenn du eine neue Herausforderung brauchst. Von einem Job, der mehrere Stunden pro Tag, dutzende Stunden pro Woche, hunderte Stunden pro Monat und tausende Stunden pro Jahr in Anspruch nimmt, kann man ganz schnell eingezwängt werden.

Man kann sich einfach nicht ewig verstellen, irgendwann muss das neue Ich raus. Bevor man erdrückt wird, darf man sich neu orientieren und einen Identitätswechsel vollführen wie ein Heiratsschwindler. In diesem Fall heißt das: vom Arbeitnehmer zum Unternehmer.

Vielleicht haben dich innere Widerstände davon abgehalten, dich zu verwirklichen. Das ist verständlich. Keinen Arbeitgeber zu haben, ist ein Schritt ins Ungewisse, führt aber nicht zwangsläufig ins Verderben. Selbst wenn deine Ängste dir Gegenteiliges einreden, gibt es im Falle eines Scheiterns ein wirtschaftliches Zurück.

Risiken und Nebenwirkungen.

Bevor wir durchstarten, müssen wir erörtern, ob du der Typ für Selbstständigkeit bist. Ich will dich natürlich nicht in einer falschen Romantik einlullen und dadurch in den finanziellen Ruin treiben. Zu einer Warnung fühle ich mich daher an dieser Stelle verpflichtet. Vielleicht stellt sich heraus, dass dir das komplett eigenverantwortliche Arbeiten nicht liegt.

Der Tausch von Sicherheit gegen Freiheit erfordert eine Umstellung, die sich nicht für jeden eignet. Es gilt: Ehrlich zu sich selbst sein, damit der Traum der Selbstständigkeit tatsächlich verwirklicht werden kann, und nicht nur zu schlaflosen Nächten führt. Da es eine schwerwiegende Entscheidung ist, sollte sie gut durchdacht sein. Die folgenden Denkanstöße helfen hoffentlich dabei, für etwas Klarheit zu sorgen.

Wer selbstständig ist, steht ständig unter Strom. Es kann anstrengend sein, wenn man bei allen Fragen (ob beim Kundenkontakt, von den Geschäftspartnern oder im Selbstgespräch) eine Antwort finden muss. Wer sich schwer mit Entscheidungen tut, könnte sich beispielsweise in Kleinigkeiten verlieren. Nichts frisst mehr Zeit, als unnötige Details zu überdenken. Wer das Sagen hat, muss auch Ansagen machen, in welche Richtung der Betrieb manövriert werden soll. Ohne Entscheidungsfreude tritt man zu lange auf der Stelle.

Die zeitliche Unabhängigkeit wird mit finanzieller Unsicherheit bezahlt. Solltest du nicht langfristige Aufträge haben, können schließlich auch Stammkunden verloren werden. Du genießt nicht mehr die Selbstverständlichkeit für deine abgesessene Zeit einen bestimmten Betrag zu erhalten. Es muss daher eine gewisse Grundfähigkeit beim Umgang mit Geld bestehen. Als Selbstständiger kann es sein, dass du sehr unregelmäßig verdienst. Nach der Geldflut eines großen Auftrages kann auch mal für ein paar Monate Ebbe in der Kasse sein. Es sollte daher nicht nur für schlechte Zeiten vorgesorgt werden, auch die unterdurchschnittlichen Zeiten sollten abgesichert sein.

Oftmals ist der Arbeitsalltag nicht die Alleinherrschaft, die man sich gewünscht hat. Man kann auf Zulieferer und Geschäftspartner angewiesen sein. Dies kann Abhängigkeiten erzeugen, die ähnlich belastend sind wie ein stinknormales Arbeitsverhältnis. Außerdem gilt: Wer von bestimmten Bereichen überhaupt keine Ahnung hat, ist auf externe Unterstützung angewiesen. Du wirst damit in gewisser Hinsicht Arbeitgeber. Du bist der Ansprechpartner für Kritik und Beanstandungen. Und dann ist man fast wieder Mitglied eines Teams, das Lösungen und Kompromisse suchen muss.

Die Arbeit kann vom Selbstläufer zur Herausforderung, das Arbeitspensum von jetzt auf gleich unberechenbar werden. Es gibt stressige Phasen und Drangzeiten, während denen du dir nicht einfach freinehmen kannst. Wenn dein Chef (ja, damit meine ich dich) schlecht kalkuliert hat, musst du Überstunden schieben. Du könntest quasi einen Zweitwohnsitz am Schreibtisch anmelden, wenn es eine Menge zu tun gibt. Es ist egal, ob du traurig, schlecht gelaunt oder demotiviert bist, du musst liefern wie ein Paketbote.

Nicht nur um mehr Erfolg zu haben, auch um das Niveau zu halten, muss man sich immer wieder etwas einfallen lassen. Du wirst vom Experten zum Allrounder, vom Spezialisten zum Alleskönner. Du musst neue Seiten an dir entdecken. Dazu gehören auch Hartnäckigkeit und das Erlernen neuer Aufgaben. Ich hab es versucht und versucht, das ist eine feine Ausrede, um nach zwei Versuchen aufzugeben. Es ist aber eine Einstellung, die nicht mehr zieht, wenn du Geld verdienen musst. Es gibt keinen Kollegen mehr, auf den du die Aufgabe abwälzen kannst, wenn du dich überfordert fühlst. Bei Krankheit oder anderweitiger Arbeitsunfähigkeit bleibt die Arbeit nicht nur liegen, der Stapel wird wachsen.

Deine Arbeit darf dich aber auch nicht krank machen. Wer jederzeit arbeiten kann, ist verführt, dies auch zu tun. Du darfst dich nicht in deinen Geschäften verlieren. Eigenverantwortlichkeit braucht Selbstschutz. Besonders, wenn man von zuhause arbeitet, gilt es Leben und Arbeit zu trennen. Es ist hilfreich, immer wieder Bilanz zu ziehen. Arbeite ich zu viel? Leidet mein Privatleben? Die Antworten darauf dürfen nicht im Raum stehen bleiben, es müssen Konsequenzen gezogen werden. Auch deine Wirtschaftlichkeit muss regelmäßig überprüft werden. Womit verdiene ich am meisten Geld? Was kostet Zeit, bringt aber kaum Einnahmen? Wenn deine Arbeitsweise verbesserungswürdig ist, musst du deine Prozesse optimieren.

Und nun haben wir genug Kontrabass gespielt. Es ist natürlich nicht alles anstrengend, wir wollen die schönen Seiten der Selbstständigkeit nicht unterschlagen. So kannst du beispielsweise Minusstunden machen, wann es dir passt. Du kannst gegebenenfalls jeden Tag ausschlafen oder spontan den ganzen Vormittag im Bett verbringen, ohne zuvor eine Krankschreibung beim Arzt besorgen zu müssen. Kunden können zu Freunden werden. Wenn du Spaß hast, ist es leichte Arbeit. Ein Auftrag kann sich als Selbstläufer entpuppen. Deine Zufriedenheit kann ins Unermessliche steigen.

Was tun?

Nach den Fragen rund um Ob-Überhaupt sollte das Womit stehen. Womit kannst du ohne Chef Geld verdienen? Bei welcher Aufgabe ist es realistisch, dass du über die Runden kommen wirst?

Falls nicht das Berufsfeld, sondern das Angestelltenverhältnis das Problem ist, bist du schon ein großes Stückchen weiter. Du weißt, dass du mit dieser Tätigkeit Geld verdienen kannst. Du änderst lediglich dein Vorzeichen: vom Facharbeiter zum Firmenleiter. Dies kann in Form einer Neugründung oder einer Übernahme geschehen. Besonders Alleinunternehmer wie Handwerker suchen oft händeringend nach einem Nachfolger. Vor dir steht zwar eine große Herausforderung, du verfügst jedoch nicht nur über die notwendigen Kenntnisse, im Idealfall hast du auch schon ausreichend Kontakte und Interessenten.

Schwieriger wird es, wenn du umsatteln willst, weil deine derzeitige Tätigkeit unerträglich ist wie ein Feld während einer Dürre.

Mit was kennst du dich so gut aus, wie es ein Hypochonder mit Krankheiten tut? Du brauchst eine Aufgabe, die reizvoller ist als deine jetzige Tätigkeit. Die klassische Selbstverwirklichung ist für viele, das Hobby zu Geld machen. Irgendwann hat man sich oft genug gesagt, dass man das, womit andere gutes Geld verdienen, auch kann. Man ist überzeugt, dass man das sogar besser hinbekommt. Finde es heraus!

Nicht jeder Wunsch kann Realität werden, aber möglicherweise findet sich eine Variante deines Traumes, mit der sich tatsächlich ausreichend Geld verdienen lässt. Möglicherweise reicht es mit dem Trällern auf Volksfestbühnen nicht, um sich Haus und Boot zu leisten. Bei einer Kombination als Studiosänger und Gesangslehrer könnte es aber für die gemütliche Wohnung im Stadtkern reichen.

Egal, wie und womit du Geld verdienen willst: Ein bisschen Kreativität öffnet die Tore zu vielen Verdienstmöglichkeiten. Und sowieso: Wir sind ja Minimalisten. Wenn du wenig Geld dafür aufwenden musst, dein Leben zu unterhalten, ist fast jede Form der Selbstständigkeit denkbar. Sie geht vielleicht mit der bewussten Entscheidung einher, beim Verdienst zurückzustecken, dafür aber eine erfüllende Tätigkeit ausüben zu können. So hätte man ein Potpourri aus kleineren Übeln, die in ihrer Gesamtheit zu einem zufriedeneren Leben führen. Es gibt bestimmt auch für deinen Mix aus Bedürfnissen ein Erfolgsrezept.

Das zweite Standbein.

Wenn auf deiner Waage das Für dem Wider überwiegt, musst du nicht umgehend dein Leben auf den Kopf stellen. Wie bei vielen anderen Punkten, die wir behandelt haben, gibt es auch in Sachen Selbstständigkeit einen sanften Einstieg, der dich nicht überfordern sollte. Bevor du deinem Chef eine Schelle verpasst und deiner zickigen Kollegin Tinte in den Kaffee kippst, kannst du dich erstmal herein tasten. Für verbrannte Erde ist noch Zeit, wenn du erfolgreich bist. Die Selbstständigkeit in Form eines zweiten Standbeines zu beginnen, sorgt dafür, dass dein Leben nicht aus dem Gleichgewicht gerät.

Nebenberuflich selbstständig zu werden, kostet dich zwar am Wochenende, im Urlaub, in der Freizeit oder während deines Krankfeierns Zeit. Es hat jedoch den Vorteil, dass du keine größeren Schäden davonträgst, falls es mit deiner Unternehmung nicht geklappt hat.

Ein zweites Standbein lässt sich in vielen Fällen mit dem notwendigen Ehrgeiz nebenher errichten. Da du gewisse Dinge ohnehin erledigen musst, spielt es im Endeffekt keine Rolle, ob du sie in deiner Freizeit oder im Rahmen einer Vollzeitselbstständigkeit erledigst. Besonders wenn du dein Hobby zu Geld machen möchtest, genügt es auch erstmal nach Feierabend, am Wochenende oder im Urlaub zu arbeiten. Während deines Nebenerwerbs machst du nämlich quasi eine Ausbildung. Die Fehler, die du während dieses Praktikums machst, brechen dir nicht das Genick, weil du dein geregeltes Einkommen weiterhin beziehst.

Die nebenberufliche Tätigkeit kann auch als Testlauf gesehen werden. Du bekommst eine Antwort auf wichtige Fragen. Will ich das wirklich jeden Tag mehrere Stunden machen? Kann ich nach langen Drangphasen voller Anstrengungen überhaupt brauchbare Erfolge aufweisen? Wie viel Geld könnte ich im Monat verdienen, wenn ich meinen Einsatz erhöhe? Welchem Stundenlohn entspricht das? Lohnt es sich?

Das zweite Standbein erspart dir böse Überraschungen. Du tastest dich nämlich nach vorne, ohne zu viel Zeit auf einmal investiert zu haben. Wie lange dein Geschäft nebenher laufen wird, wird sich zeigen. Irgendwann wird es *Klick* machen.

Ja: Du hast den benötigten Erfolg und willst nun, dass die neue Beschäftigung dein zukünftiger Arbeitsmittelpunkt ist.
Nein: Es läuft nicht, wie erhofft. Du kannst alles hinschmeißen, ohne große Verluste erlitten zu haben.
Ein zweites Standbein ist dir zu inkonsequent?

Alles auf eine Karte zu setzen und direkt 100% zu geben ist natürlich auch eine Option. Ich will dich in deiner Euphorie nicht bremsen, an dieser Stelle drücke ich dir einfach schon mal die Daumen. Wenn man sich anschaut, wie viele andere mit ihrer Selbstständigkeit gescheitert sind, ist das zwar ein schwacher Trost, doch es zeigt, dass du es auch mal versuchen darfst. Lebensglück ist etwas, das man nicht aufschieben muss.

Ob Vollzeit oder Teilzeit, ob Hobby oder Berufung, ob Wunsch oder Notwendigkeit, solltest du dich wagen, möchte ich dir noch ein letztes Mal bewusst machen: Selbstständigkeit ist ein Schritt, der Ausdauer erfordert. Es ist ein Marathon, kein Sprint.

Schritte ohne Anleitung.

Es ist zwar sehr schön, dass man heutzutage mit fast allem Geld verdienen kann. Beim Verteilen von Ratschlägen kann es aus diesem Grund an dieser Stelle jedoch nicht zu detailreich werden. Ich kann dir leider nicht dabei helfen, einen sinnvollen Businessplan zu erstellen. Es gibt hier deshalb keine Anleitung zum Erfolg, sondern Schritte, die dir hoffentlich Ärger, Geld und Zeit sparen werden.

Kapitalbedarf.

Bevor man aktiv wird, gilt es, Fakten zu Zahlen zu machen. Du musst wissen, ob du gewisse Anschaffungen benötigst, um Geschäfte machen zu können. Die Ermittlung deines Kapitalbedarfs ist die erste Hürde, die genommen werden muss.

Bei Werkzeug und Konsorten braucht man, was man braucht. Doch in Sachen Geschäftsausstattung lohnt es sich tief zu stapeln. Wenn deine Kunden etwas nicht zu Gesicht bekommen, darf es gebraucht und abgenutzt sein. So muss man sich beispielsweise nicht direkt in einen Bürokomplex in der Altstadt einmieten, auch in einer ruhigen Ecke zuhause wird ein Schreibtisch Platz haben. Die Geschäftsausstattung, die keinen Kundenkontakt hat, muss nichts hermachen, sie muss dir einfach nur gute Arbeitsbedingungen verschaffen.

Bei Anschaffungen wie einer Ladeneinrichtung oder der Büroausstattung gilt: Wer klein anfängt, macht möglicherweise weniger Umsatz, die Ausgaben sind allerdings ebenfalls geringer und die unvermeidlichen Fehler weniger kostspielig. Egal, ob hart verdient oder teuer geliehen, leichtfertig ausgegebenes Geld schmälert deinen Gewinn.

Auch wer hoch hinaus möchte, darf klein anfangen. Je nach Beschäftigung gibt es gewisse Risikostufen, für die man sich entscheiden kann. So kann man erstmal Feiern ausrichten, statt direkt ein Restaurant zu pachten. Statt seine Gemälde in einer Galerie gegen hohe Kosten anzubieten, tut es vielleicht erstmal ein Stand auf dem Flohmarkt, um sein Verkaufstalent zu entdecken. Es ist besser sich vom Verkaufswagen zum Verkaufsstand zu steigern, statt im eigenen Laden vergeblich auf Kundschaft zu warten.

Es gibt einen Spruch, dass man Geld ausgeben muss, um Geld verdienen zu können. Das mag einem leicht über die Lippen gehen, wenn der Kontostand aus genügend Ziffern besteht. Die realistischere Betrachtungsweise ist allerdings, dass man die anfänglichen Ausgaben in Form von Einnahmen auch wieder reinholen muss. Man mag sich wie ein Profi fühlen, doch wenn man mit hohen Schulden ins Geschäft einsteigt, muss der Rückstand erst noch aufgeholt werden, bis es in die Gewinnzone geht.

Papierkram.

Nach der Sondierung deiner Geschäftsausgaben und den erwarteten Einnahmen beginnen Papierkram und Behördengänge.

Falls es notwendig ist, musst du beim entsprechenden Amt ein Gewerbe anmelden. Das kostet nicht die Welt. Aber Achtung: Du wirst dadurch in die Fänge der IHK geraten. Wer als Freiberufler arbeiten möchte, kann sich das Gewerbe eigentlich sparen, sollte sich aber um eine Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse bemühen, falls die dazugehörigen Versicherungen benötigt werden.

Bezüglich der Finanzierung solltest du jegliche Zuschüsse in Anspruch nehmen, die du bekommen kannst. Da dir der Staat durch dein Gewerbe in Zukunft horrende Steuern abknöpfen möchte, gibt es unter Umständen gute Unterstützung für deine Firmengründung. Möglichkeiten sind beispielsweise Zuschüsse für Arbeitslose, die Kostenübernahme von Gründerberatungen und günstige Kredite.

Leider stehen vor genehmigten Fördermitteln immer die langsamen und zermürbenden Mühlen der Bürokratie. Daran wird sich in absehbarer Zeit wohl nichts ändern, aber schmollen bringt auch nichts. Während der Bearbeitungszeit musst du ja nicht untätig sein. Wer sich selbstständig macht, sollte immer etwas Sinnvolles zu tun haben. Und wenn ein Antrag abgelehnt wird, darfst du widersprechen! Vielleicht klappt es ja beim nächsten Sachbearbeiter.

Ein separates Geschäftskonto ist empfehlenswert. So verlierst du nicht den Überblick über deine Ausgaben und die Zahlungen deiner Kunden. Es ist außerdem viel einfacher Bilanzen oder Einnahmenüberschussrechnungen zu erstellen, wenn man alles auf einem Kontoauszug hat.

Eine saubere Buchführung ist immer empfehlenswert, sie lässt sich am Anfang bestimmt auch einfach so nebenher erledigen.

Angebotsvielfalt.

Schuster, bleib bei deinen Leisten! In Sachen Angebotsbreite und Vielfalt solltest du dich nicht verrennen. Kraft und Zeit sind begrenzt, du kannst dich nämlich (noch) nicht klonen.

Es gilt zumindest am Anfang das Hui-Buh-Prinzip. Die tollen Ideen, bei denen du Hui sagst, haben Vorrang vor den Ideen, die einfach nur dazu passen könnten. Bei den Letzteren sind Buh-Rufe angesagt. Wenn du die perfekten Sandwiches machst, musst du nicht parallel dazu mittelleckere Kekse backen und Obstsalate als Nachtisch schnippeln.

Bei deinem Spezialgebiet 100% geben zu können, wird dich weiter bringen, als dem Grund deiner Selbstständigkeit 63%, einem Komplementärprodukt 21% und der dritten Aufgabe den Rest deiner Zeit/Aufmerksam/Kraft zu widmen.

Konzentriere dich am Anfang auf deine Kernkompetenz, statt dich in verschiedenen Projekten zu verlieren.

Arbeitsteilung.

Auch wenn es dein Ding, dein Traum und deine Selbstverwirklichung ist, ist Hilfe suchen kein Weltuntergang. Erfolg erfordert nicht nur zu erkennen, worin man gut ist. Man muss auch wissen, was man nicht kann.

Schlecht bist du in Sachen, die dich übermäßig viel Zeit kosten und damit einen überteuerten Gegenwert haben. Die grobe Faustregel lautet: Du könntest in der Zeit, die du trotz mangelhafter Ergebnisse für diese Tätigkeiten aufwendest, mehr Geld verdienen, als dich die Bezahlung eines externen Dienstleisters kostet.

Das heißt zwar nicht, dass du alles, was dir keinen Spaß macht und/oder zeitintensiv ist, an Dienstleister abgeben sollst. Wenn du am Computer nicht mal einen geraden Strich ziehen kannst, musst du jedoch einen Grafiker für dein Logo anheuern.

Ruhe bewahren, Aufregung nutzen.

Sei immer fair zu dir. Selbstständigkeit ist anstrengend. Versuche so selten wie möglich in Schockstarre zu verfallen. Neben Erfolgsperioden, in denen die Einnahmen quasi nebenher sprudeln, gibt es auch Durststrecken.

Panik ist kein guter Ratgeber. Beschäftige dich lieber mit etwas Konstruktivem. Wenn du aufgrund von mangelndem Erfolg an dir selbst zweifelst, hast du immer ein Heilmittel. Es gibt für Selbstständige nämlich immer etwas zu tun. Etwas tun ist das beste Rezept gegen negative Gedanken, die dich nicht weiterbringen. Rastlosigkeit ist kein Angstgegner, wenn man sie für eine produktive Ablenkung benutzt.

Du könntest beispielsweise eine Briefkastenkampagne starten. So hast du am Schreibtisch etwas zu tun, wenn es dir in den Händen kribbelt. Falls dir die Decke auf den Kopf fällt, schnappst du dir deine Werbemittel, läufst durch die Stadt und versorgst die Nachbarschaft. Mit handgeschriebener Werbung würdest du dich garantiert von der Konkurrenz abheben. Oder was würdest du eher lesen einen billigen Massenware-Flyer oder eine handgeschriebene Postkarte?!

Auch das Internet bietet dir viele Möglichkeiten, zum Nulltarif für dein neues Abenteuer zu werben. Du kannst Zeit, die du mit Grübeln verschwendet hättest, gegen Marketingaktionen tauschen. Vielleicht schaffst du es, mit einer kreativen Lösung die großen Budgets deiner Mitbewerber in den Schatten zu stellen.